Mysteriumsabteilung

Der unsterbliche Alchemist – Auf den Spuren von Nicolas Flamel

Spätestens seit den »Phantastischen Tierwesen« Filmen, wissen wir von der magischen Welt in Frankreich ein wenig mehr. Das Harry Potter Universum hatte besonders mit Frankreich, immer wieder Berührungspunkte, was sicher auch an der Nähe von England zu dem Land von Wein und Baguette  liegt.

Kleine Französischstunde am Rande:
Baguette ist auch das Wort für Zauberstab im Französischen

Doch noch vor dem Trimagischen Turnier im vierten Band, in welchem uns Beauxbatons, die französische Zauberschule vorgestellt wird, erfahren wir etwas über einen anderen berühmten Franzosen. Es geht natürlich um Nicolas Flamel. Selbstverständlich weiß jeder Potterhead, was es mit dem Mann auf sich hat. Der große Alchemist, der den Stein der Weisen erschaffen hat, welchem er ein unnatürlich langes Leben verdankte und den er zerstörte, als Voldemort versuchte, ihn sich anzueignen.

Im zweiten Film rund um Newt Scamander und seine phantastischen Tierwesen, treffen wir ihn ebenfalls. Diesmal als jemanden, der Newt und Jacob Unterschlupf gewährt und sich schließlich am Kampf gegen Grindelwald beteiligt.

Aber wer war Flamel wirklich und existierte er überhaupt? Die Antwort ist: Ja!

Nicolas Flamel wurde wahrscheinlich 1330 in Pontoise geboren und starb wohl um 1413 oder 1418 in Paris. Flamel wuchs sehr bescheidenen auf, als Sohn von Juden, die zum Katholizismus konvertieren mussten. Von seinem Vater lernte er schon früh das Handwerk des Kopisten und ging später bei Benediktinermönchen in die Lehre. Neben Hebräisch und Französisch beherrschte er auch Latein. Ab 1355 war er mit der Witwe Perenelle verheiratet.

Nicolas Flamel im Film : „Grindelwalds Verbrechen“ ©WarnerBros

In Paris arbeitete er zunächst als öffentlicher Schreiber und führte zusammen mit seiner Frau einen kleinen Laden bei der Kirche St-Jacques-de-la-Boucherie, der er 1399 ein Kirchentor stiftete. Ganz in der Nähe richtete Flamel auch eine Werkstatt ein, die sich auf die Herstellung von kostbaren Manuskripten spezialisierte.

Mit der Zeit erarbeitete Flamel sich einen beachtlichen Reichtum. Doch diesen behielt er nicht für sich. Er unterstützte zahlreiche Kirchen und Hospize sowie Armenspeisungen. 1410 entwarf Flamel seinen eigenen Grabstein, der noch heute im Musée national du Moyen Âge in Paris erhalten ist. Im Übrigen erbaute Flamel 1407 das älteste, heute noch erhaltenen Steinhaus in Paris. Es befindet sich in der Rue de Montmorency Nummer 51 und ist heute ein edles Restaurant.

Das Haus des Alchemisten ©Francisco Gonzalez

Flamel und der Stein der Weisen

Soweit scheint das Leben des Gelehrten ziemlich unspektakulär verlaufen zu sein, doch wie kommt es nun zu der Legende rund um den Stein der Weisen?

1Einer Geschichte zufolge erschien Flamel 1357 ein Engel im Traum, der ein Buch zeigte, dessen Inhalt nur Flamel zugänglich wäre. Flamel erwarb dieses Buch tatsächlich und es soll in drei Kapiteln, die Stufen der Herstellung des Steins der Weisen in allegorischen Darstellungen (Sinnbilder) enthüllt haben. Doch es dauerte wohl 21 Jahre, bis er dieses Buch entschlüsseln konnte. Hierzu reiste Flamel nach Spanien, wo er sich Hilfe bei den ansässigen Alchemisten erhoffte, doch zunächst hatte er keinen Erfolg. Erst auf der Rückreise von Santiago de Compostela lieferte ein mitreisender Gelehrter einige Hinweise für dessen Entschlüsselung.

1382 soll dann Flamel zusammen mit seiner Frau Pernelle erstmals die Herstellung von Silber aus Quecksilber gelungen sein und später in diesem Jahr auch die Herstellung von Gold. Zweifler vermuteten später hingegen, das Buch sei in Wirklichkeit eine Beschreibung der Verstecke gewesen, in denen die aus Frankreich vertriebenen Juden ihre Schätze vergraben hätten.

Der ewig junge Flamel?

Weitere Legenden kreisen um Flamels angebliche Entdeckung des Elixiers des ewigen Lebens. Wovon natürlich der erste Harry Potter Band hauptsächlich handelt. So sollen Flamel und seine Frau ihren Tod nur vorgetäuscht haben. Zu diesen Gerüchten trugen anscheinend die alchemistischen Schriften bei, die noch lange nach seinem Tod unter seinem Namen erschienen. Der französische Kaufmann Paul Lucas (1664–1737) brachte von seinen Reisen zu Beginn des 18. Jahrhunderts Geschichten nach Europa zurück, die dies untermauern sollten. Er sprach über Begegnungen von Menschen in der Türkei mit dem unsterblichen, ewig jugendlichen Flamel, der selbst wiederum bis nach Indien gelangt sein soll. Diese Erzählungen weisen allerdings deutliche Ähnlichkeiten mit der Legende vom ewigen Juden (2Der Ewige Jude ist eine Figur aus christlichen Volkssagen. Die Erzählungen thematisierten ursprünglich einen Menschen unbekannter Herkunft, der Jesus Christus auf dessen Weg zur Kreuzigung verspottete und dafür von diesem verflucht wurde, unsterblich durch die Welt zu wandern).

Doch bis heute hält sich die Legende des unsterblichen Alchemisten hartnäckig und so richtig wird man die Wahrheit wohl nie erfahren. Fakt ist, dass Flamel für die damalige Zeit ein stattliches Alter von beinahe 88 Jahren erreichte. Vielleicht glaubten die Menschen, die damals schon froh waren, wenn sie 40 wurden daher an den unsterblichen Alchemisten. Experten sehen seinen Ruf als Alchemisten als eine später geschaffene Legende, weil man sich seinen Reichtum zu Lebzeiten nicht erklären konnte, und sie meinen zu wissen, dass es keine Anzeichen dafür gibt, dass Flamel sich mit Alchemie befasste oder Autor eines alchemistischen Werkes war.

Trotz allem fand Nicolas Flamels Legende in vielen Werken Erwähnung, weit über Harry Potter hinaus und sie wird weiter leben, da bin ich sicher.

Buchtipp: »Die Geheimnisse des Nicholas Flamel«, ist eine sechsbändige Fantasyreihe des irischen Autors Michael Scott. Die Bücher sind im Original von 2007 bis 2012 erschienen, auf Deutsch von 2008 bis 2013. Nahezu alle in dieser Serie vorkommenden Personen basieren auf historischen Persönlichkeiten bzw. mythologischen Figuren, wie auch die Hauptperson Nicholas Flamel. Die Serie erzählt vom Kampf zwischen den »Dunklen Älteren« und verschiedenen Unsterblichen bzw. mythologischen Figuren, um den unsterblichen Alchemisten Nicholas Flamel.

Ich kann die Reihe wirklich empfehlen. Als ich nach Alternativen zu Harry Potter suchte, stieß ich darauf und habe jeden Band verschlungen.

Hier ein kleiner Vorgeschmack via GoogleStreetView – Ansicht der „Auberge Nicolas Flamel“

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