Wir in der Mysteriumsabteilung bemühen uns unseren Zuhörern und Lesern immer wieder Informationen und Neuigkeiten aus der Wizarding World von J.K. Rowling zu vermitteln. Hierbei ist der Begriff „Kanon“ ganz wichtig. Bei fiktionalen Werken, wie den Harry-Potter Büchern von J.K. Rowling, beinhaltet der Kanon alles an Informationen und Werken, deren Inhalte als gültig in dieser fiktiven Welt gelten.
Das kann bei so großen fiktiven Universen wie der Wizarding World für Leser manchmal verwirrend sein, deshalb unternehmen wir in den folgenden Zeilen den Versuch zu erklären, was eigentlich alles zum Kanon gehört und wie wir ihn einstufen.
J.K. Rowlings Wort ist Gesetz
Grundsätzlich gilt in der Wizarding World: J.K. Rowlings Wort ist Gesetz. Egal, wie wenig man gewisse Neuerungen der Autorin mag, was J.K. Rowling sagt, gilt als Kanon. Darüber hinaus korrigiert sich Rowling auch öfter mal. Daher sollte man auch immer Rowlings aktuellste Aussage zu einer Thematik als Kanon sehen. Bevor wir in unsere Einstufung des Kanons eintauchen, muss hier gesagt werden, dass es hierfür noch keine offiziellen „Einstufungen“ gibt. Wir wissen durch Rowlings Beteiligung zwar, was zum Kanon gehört, jedoch kategorisiert jede Harry-Potter-„Community“ (Seiten wie das HP-Lexicon, Wikis, Nutzer auf Reddit) den Kanon etwas anders.
Genug abgeschwoft. Den Kanon kann man in 3 „Stufen“ kategorisieren, den primären Kanon, den sekundären Kanon und den tertiären Kanon.
Der primäre Kanon
Die Harry Potter Bücher
In erster Linie gehören natürlich die Harry-Potter-Bücher zum Kanon. Zu diesen Büchern gehören (Links führen zu Amazon):
- Harry Potter und der Stein der Weisen
- Harry Potter und die Kammer des Schreckens
- Harry Potter und der Gefangene von Askaban
- Harry Potter und der Feuerkelch
- Harry Potter und der Orden des Phönix
- Harry Potter und der Halbblutprinz
- Harry Potter und die Heiligtümer des Todes
Da ältere Ausgaben kleine Fehler beinhalteten, gab es ab 2004 vom Verlag Bloomsbury Editionen mit Korrekturen, welche zum Kanon zählen. Auch wenn dies Erbsenzählerei ist, stehen die englischen Bücher immer „über“ den Übersetzungen, da es auch bei diesen zu Fehlern kommt.
Die Phantastische Tierwesen Skripte
2016 erschien der erste Film der Fantastic-Beasts-Reihe (zum Film) und gibt uns einen großen Blick auf die Zeit vor Lord Voldemort und Harry Potter. Zu diesen gehören bis zum heutigen Stand:
- Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind: Das Originaldrehbuch
- Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen (Das Originaldrehbuch)
Ganz nach dem Motto „J.K. Rowlings Wort ist Gesetz“ fallen diese Drehbücher auch unter den primären Kanon. Es handelt sich hierbei um Geschichten, die sich in der Wizarding World abspielen und uns mehr Infos über Charaktere wie Albus Dumbledore oder Gellert Grindelwald geben sollen. Auch wenn die Filme bereits bei Fans einige Kopfschmerzen verursacht haben, da die eigentliche Timeline der Bücher „ignoriert“ wird (Stichwort McGonagall), hat J.K. Rowling diese Geschichten geschrieben.
Sie selbst verriet auf Twitter, dass die Fantastic-Beasts-Reihe als Kanon gilt:
Yes, because I’m writing them! https://t.co/KLfJj1Kylo
— J.K. Rowling (@jk_rowling) November 21, 2016
Der sekundäre Kanon
Bücher innerhalb der Wizarding World von J.K. Rowling
J.K. Rowling hat neben den Geschichten und Abenteuern von Harry Potter und Co. auch einige Bücher geschrieben, die innerhalb der Wizarding World existieren und daher auch als Kanon gelten.
Zu diesen Büchern gehören:
- Quidditch im Wandel der Zeiten
- Phantastsiche Tierwesen und wo sie zu finden sind
- Die Märchen von Beedle dem Barden
- The Book of Spells
- The Book of Potions
Von 4. und 5. wird ein Großteil der Harry-Potter-Gemeinde vermutlich nie etwas gehört haben. Für die Playstation 3 erschienen 2012 und 2013 diese beiden Augmented Reality Spiele unter dem Titel „Wonderbook: The Book of Spells“ und „Wonderbook: The Book of Potions„. Die Inhalte dieser fiktiven Bücher stammten von J.K. Rowling und gehören daher zum Kanon. In diesen Büchern geht es um bestimmte Zaubersprüche und Tränke, sowie einige Hintergrundinformationen.
Andere Schriften von J.K. Rowling
Neben den Schulbüchern hat Rowling auch noch zahlreiche andere Schriften veröffentlicht, welche die Wizarding World erweitern.
Zu diesen Schriften gehören:
- Die ursprüngliche Version ihrer Website jkrowling.com, sowie die aktuelle Version der Seite. Die ursprüngliche Version der Seite mit einer Vielzahl an Fragen und Antworten kann man über die „Zeitmaschine“ aufrufen – hier gehts zur ursprünglichen Version.
- Wizarding World (ehemals Pottermore) – diese Website gilt als DIE offizielle Harry Potter Seite. Hier findet man neben Blogeinträgen und News direkte Schriften von J.K. Rowling. Hierbei ist jedoch wichtig, dass als Kanon NUR die Einträge zählen, bei denen „by J.K. Rowling“ am Anfang des Textes steht. Dies sind Hintergrundinfos zu Charakteren, Tierwesen und Begebenheiten aus der Wizarding World und stammen direkt von J.K. Rowling. Andere Artikel, wie Blogbeiträge oder News werden von ganz Mitarbeitern der Website verfasst und stammen daher nicht von Rowling selbst.
- The Famous Wizard Cards – hierbei handelt es sich um die uns bekannten Schokofroschkarten. Nach Erscheinen des vierten Buches erweiterte sich das Potterversum drastisch. Rowling verkaufte die Filmrechte an Warner Bros. und sie unterschrieb einige Merchandising-Verträge. Bevor man diese Merchandise-Produkte produzierte, brauchte man jedoch mehr Informationen aus der Wizarding World. Anstatt jemanden damit zu beauftragen, schrieb Rowling diese Informationen selbst. Die 101 „berühmten Zaubererkarten“ gehören zu diesen Merchandising-Produkten. Diese Zaubererkarten gibt es in Form der Schokofroschkarten, die man in einigen Läden kaufen kann, sowie in einigen Harry-Potter-Games von Electronic Arts. Rowling selbst veröffentlichte hin und wieder Informationen dieser Karten auf ihrer eigenen Website unter dem Reiter „Zauberer des Monats„. [Anmerkung der Redaktion: bei Zeiten werden wir versuchen euch in einem separaten Artikel sämtliche Zaubererkarten zu präsentieren]
- The Daily Prophet Newsletter – in den späten 1990ern rief der Verlag Bloomsbury einen offiziellen Harry-Potter-Fanclub für britische Fans ins Leben. Mitglieder des Clubs bekamen verschiedene „Ausgaben“ des Tagespropheten in Form eines 3-seitigen Newsletters zugesendet, welche Infos über die Wizarding World bereithielten. Diese Newsletter wurden von Rowling selbst verfasst.
- Der Black Familienstammbaum – Rowling erschuf für die „International Book Aid“ Charity-Auktion 2006 einen handgefertigten Stammbaum der Familie Black, welcher erstmals Daten über die Zaubererfamilie bereithielt.
- The Harry Potter Prequel – Ja, Rowling hat ein Harry Potter Prequel geschrieben. Hierbei handelt es sich aber nicht um ein Buch, sondern um eine 800 Wörter umfassende Geschichte, die Rowling für einen guten Zweck 2008 versteigerte. In der Geschichte geht es um James Potter und Sirius Black, die es mit drei Todessern aufnehmen und dabei noch zwei Muggel Polizisten verunsichern.
- Manuskripte, Notizen und andere Skizzen von Rowling, die sie beim Schaffensprozess der Bücher nutzte, um ihre Welt zu vergrößern – wie einem Weasley Familienbaum, den sie zum letzten Buch kritzelte.
- J.K. Rowlings „Kurzgeschichten“, die sie als eBooks veröffentlicht hat. Rowling fasste einige bereits erschienende Pottermore Artikel mit weiteren unveröffentlichten Infos zusammen und brauchte 3 eBooks raus.
Hierbei handelt es sich um „Kurzgeschichten aus Hogwarts: Heldentum, Härtefälle und hanebüchene Hobbys„, „Kurzgeschichten aus Hogwarts: Macht, Politik und nervtötende Poltergeister“ und „Hogwarts: Ein unvollständiger und unzuverlässiger Leitfaden„

Tertiärer Kanon
Weitere Quellen, die als Kanon angesehen werden
Es gibt noch weitere Kanon“werke“, die in der Wizarding World von Rowling Gültigkeit haben, sofern sie den oben genannten Quellen nicht widersprechen.
Dazu gehören:
- Harry Potter und das verwunschene Kind – Auch wenn Rowling selbst das Bühnenskript (gibt’s bei Amazon) für das Theaterstück nicht geschrieben hat, so entwickelte sie die Geschichte gemeinsam mit Jack Thorne und John Tiffany. Darüber hinaus gab sie an, dass es als Kanon zu betrachten sei.
The story of #CursedChild should be considered canon, though. @jackthorne, John Tiffany (the director) and I developed it together.
— J.K. Rowling (@jk_rowling) June 29, 2015
- Online Chat- und Interview Abschriften, in denen Rowling exakt zitiert wurde – Rowling nahm im Laufe der Zeit an vielen Interviews, Chats und Podcasts teil und ließ dort viele Hintergrundinfos fallen (Beispiel: Unsere Übersetzung eines Podcast-Transkripts).
- Harry Potter and Me – 2001 lud BBC Rowling zu einem Interview ein und machte daraus ein TV-Special. Dieses Special trug den Namen „Harry Potter and Me„. Hier zeigte Rowling den Fans erstmals Auszüge aus ihren Notizen, erzählte von ihrem Leben und gab einige Informationen über die Bücher preis.
- Einige Requisiten der Filme, die von MinaLima erschaffen wurden. Die Designer beginnen oft ein halbes Jahr vor den eigentlichen Dreharbeiten mit ihrer Arbeit und stehen daher im engen Kontakt mit Rowling, wenn es um Daten und Informationen zu bestimmten Dingen geht. So ist Newt Scamanders Reisepass z.B. dank Informationen Rowlings entstanden. „Wir müssen Jo solche Dinge fragen wie ‚Was ist sein Geburtstag? Wo wurde er geboren?‘ all diese Details, die man nicht so einfach sieht. Wir müssen die Intigrität der Requisite erschaffen.“ erklärte Miraphora Mina gegenüber Reuters Online.
- Einige „Aspekte“ der Themenparks – auf der Welt verteilt gibt es einige Themenparks mit Harry Potter Bezügen. Auch wenn die Parks teilweise an sich Nachbauten der Filmsets sind (welche kein Kanon sind), hat Rowling selbst viele Details zu diesen Parks beigesteuert – daher gilt hier die unbefriedigende Aussage: Ein Großteil dieser Parks sind kein Kanon, kleinere Aspekte sind es jedoch.
- Andere Interviews, in denen Rowling zwar nicht wortwörtlich zitiert wurde, deren Aussage man jedoch belegen kann.
- Ableitungen vom Kanon, die offensichtlich oder so gut wie sicher sind – ob man es glaubt oder nicht, diese „Ableitungen“ machen einen beachtlichen Teil des Kanons aus. Hierbei werden Aussagen getroffen, die anhand von Beweisen aus den anderen Kanonwerken so gut wie sicher sind. Ein sehr vereinfachtes und ziemlich dummes Beispiel zur Verständnis: Die Buchreihe zeigt uns nie, dass James und Lily Potter Sex hatten. Da die beiden jedoch Harry Potter als Sohn bekamen, ist die Ableitung so gut wie sicher, dass die beiden den Akt der Nächstenliebe vollführten.
Um als Fan die Wizarding World zu „verstehen“ ist ein gewisser Grad an Ableitung wichtig und vollkommen in der Community akzeptabel, sofern diese eben belegt werden können.
Was gehört denn nicht zum Kanon?
Bevor wir mit einer kontroversen Aussage unsererseits anfangen, driften wir in die Mobile-Gaming Szene ab.
Portkey Games brachte die Spiele Harry Potter Hogwarts Mystery und Harry Potter Wizards Unite heraus. Beide Spiele lassen uns unser eigenes Abenteuer in der Wizarding World erleben – das eine vor Harry Potters Zeit in Hogwarts, das andere in der heutigen Zeit.
Einige Fans denken, dass die Handlung von Harry Potter Hogwarts Mystery zum Kanon gehören, jedoch ist dies in der Tat nicht so.
Zum Release des Mobile-Games wurde damals auf Pottermore ein Artikel über die Spiele von Portkey Games veröffentlicht. Nach der Umstellung auf WizardingWorld.com ist der Artikel leider fehlerhaft, man kann ihn jedoch dank der Zeitmaschine noch aufrufen.
Hier wird klar gesagt, dass Hogwarts Mystery in einer alternativen Zeitlinie spielt, welche es den Spielern erlaubt ihre eigene Hogwarts Erfahrung zu durchleben.
Dazu wurde außerdem folgende Grafik veröffentlicht, die nochmal veranschaulichen soll, dass es sich hierbei nicht um den Kanon handelt, sondern eine „Parallelwelt“.
Darüber hinaus ist Wizards Unite zwar ein lizensiertes Spiel und gibt uns Einblicke in die Welt nach Band 7, jedoch war Rowling auch hier nicht an der Geschichte beteiligt und wird von uns daher nicht als Kanon angesehen.
Und nun kommen wir zur etwas kontroverseren Aussage. Die Harry Potter Filme widersprechen immer wieder (auch gerne mal im größeren Stil) den Büchern. Da die Bücher bereits Kanon sind, Rowling die Drehbücher für die 8 Harry Potter Filme nicht geschrieben hat und die Filme eh nur eine Adaption der Bücher sein sollen, sehen wir die Filme einfach nicht als Kanon an.
Da gibt es zu viele Ungereimtheiten zur Quell-Literatur und die Filme bieten so gut wie keine zusätzlichen Informationen. Jedoch sind, wie auch bei den Themenparks, kleine Aspekte der Filme als Kanon zu betrachten – wie oben bereits erwähnt: einige Requisiten, die MinaLima gemeinsam mit J.K. Rowling für den Film geschaffen hat.
Ein Beispiel dafür wäre der Stammbaum der Familie Black in Harry Potter und der Gefangene von Askaban. Hierfür benötigten die Filmmacher von Rowling weitere Informationen über die Blacks, welche Rowling lieferte. Abgesehen davon können wir uns vermutlich alle darauf einigen, dass die Schuluniformen in den Filmen „kanonisch“ sind.
Was ebenfalls nicht als Kanon gilt und von Fans mit Argwohn betrachtet werden sollte, sind irgendwelche „Fakten“ im Internet ohne Belege dazu. Hier werden gerne Aussagen erfunden, die man J.K. Rowling zudichtet – sei es nun, ob die Schlange im Zoo im ersten Teil Nagini war, Lily wieder schwanger sei und sich mit Snape versöhnen wollte oder oder oder – seht Ihr solche „Fakten“ in den sozialen Medien, könnt Ihr oft davon ausgehen, dass es sich hierbei um Fakes handelt. Achtet daher immer auf Belege, die solchen Aussagen eine Gültigkeit verschaffen.
Was wir nicht gelistet haben
Es gibt noch zahlreiche Begleitbücher zu Harry Potter. Da diese jedoch zum Großteil Hintergrundinfos für die Filme bereithalten und nichts mit J.K. Rowling zu tun haben, haben wir sie nicht gelistet. Es gibt abgesehen von den oben benannten Portkey Games noch zahlreiche Videogames im Harry Potter Universum. Hierbei handelt es sich aber nur um Adaptionen bestehender Filme/Werke und haben daher nichts mit dem Kanon zu tun – abgesehen von den berühmten Zaubererkarten, die wir oben bereits erwähnten.
„Harry Potter and the Queen’s Handbag“ war ein kleiner Sketch, der 2006 zum 80. Geburtstag der Queen veröffentlicht wurde. Der Sketch hat zwar nichts mit dem Kanon zu tun, jedoch wollten wir euch das kleine Schmuckstück nicht vorenthalten.
Am Ende muss jedoch gesagt werden…
…dass wir Fans das Thema „Kanon“ viel wichtiger sehen als J.K. Rowling. Sie selbst verhaspelt sich bei Jahreszahlen oder anderen Aussagen immer wieder, was den Anschein erweckt, dass sie den „Kanon“ gar nicht so wichtig nimmt, wie die Fangemeinde. Daher ist es zwar für eine Diskussion immer gut zu wissen, was zum Kanon gehört, jedoch sollte man immer im Hinterkopf haben, dass Rowling manchmal selbst nicht mehr zu wissen scheint, was zum Kanon gehört.