Beim folgenden Artikel handelt es sich nicht um Werbung. Der Hörverlag hat uns Ausgaben der Hörbücher zur Verfügung gestellt. Dies beeinflusst jedoch weder die Meinung, noch die Darstellung des Artikels.
Alle Harry-Potter-Hörbücher, sowohl von Rufus Beck, als auch von Felix von Manteuffel gibt es auf Amazon und Audible. Wir haben euch alle Quellen hier zusammengestellt.
Ich habe die Chance der Neuauflage der Rufus-Beck-Hörbücher genutzt um Harry Potter und der Feuerkelch noch einmal zu hören. Aufgrund der Neuauflagen der Bücher befinde ich mich gerade mitten im re-read und habe Harry Potter und der Gefangene von Askaban gerade abgeschlossen, da dachte ich, nichts läge näher, als diesen Vergleich an Beispiel von Band IV zu unternehmen.
Wie unsere Eltern ertragen konnten, dass wir tausende Urlaubskilometer im Auto nur noch Rufus Beck lauschen wollten, wie er uns von Harry Potter erzählt, scheint heute schwer zu begreifen. Seine Interpretation ist sicherlich einzigartig und an manchen stellen (kon-)genial, doch an vielen Stellen auch schlicht übertrieben, laut, anstrengend und ein kleines bisschen albern.
Um auch etwas für die „Erwachsenen“ zu bieten, gab s später eine ruhigere, wohl sachlicher-gemeinte Version von Harry Potter Hörbüchern gelesen von Felix von Manteuffel. Diese beiden wollen wir jetzt einmal beleuchten.
Es treten also gegeneinander an: Harry Potter und der Feuerkelch (Erscheinungstermin: 10. September 2009, ungekürzte Lesung) gelesen von Felix von Manteuffel mit einer Laufzeit von 1530 Minuten und Harry Potter und der Feuerkelch (Erscheinungstermin: 16. September 2010, Ungekürzte Lesung, in der Neuauflage von 2019) gelesen von Rufus Beck mit einer Laufzeit von 1372 Minuten.
Direkter Vergleich
Das erste Kapitel von Harry Potter und der Feuerkelch bietet sich wunderbar an, um die beiden Ausgaben zu vergleichen. In der Szene kommen viele verschiedene Stimmen zum Einsatz, einige wichtige Figuren treten auf und es passiert eine ganze Menge. Was könnte sich also besser eignen?
Das Haus der Riddels gelesen von Rufus Beck
Gelesen von Rufus Beck sind die ersten Seiten sehr unterhaltsam. Wie Beck im Pub jeder Rolle eine eigene Stimme verleiht und so die Situation so realistisch und witzig wie möglich darzustellen, ist beindruckend. Eine typische Pub-Diskussion (die sich normalerweise um Baustellen auf dem Weg nach London drehen) muss genau so klingen und das macht wirklich Spaß.
Beim Gespräch zwischen Voldemort (hier mit betontem T) und Wurmschwanz braucht der Hörer jedoch starke Nerven. Für Wurmschwanz hatte Beck offenbar eine ganz Hand voll Sektkorken in den Mund genommen, wodurch er beinahe nicht verständlich ist. Für Voldemort spricht Beck mit gedeckter und unterdrückter Stimme.
Durch die Betonung gehen kleine Textpassagen verloren: Themen, die ich im Buch erschreckend fand, sind hier manchmal ganz aus dem Fokus gerückt. Als Beispiel dient der Satz „Wer soll Nagini melken?“ Im Buch hat mich dieser Satz verrückt gemacht, unter Beck verliert er sich in der Bedeutungslosigkeit. Das Ergebnis: Ein Spiel aus Höhen und Tiefen, das gut dazu dient, die eigenen Lautsprecher zu testen. Im Auto sind ganze Teile meist nicht verständlich, zuhause könnten sich bei Wurmschwanz‘ Gebrüll oder Voldemorts Bariton schon mal die Nachbarn beschweren.
Das Haus der Riddels gelesen von Felix von Manteuffel
Auch von Manteuffel weiß die Pubszene interessant darzustellen. Doch viele Pubbesucher werden einfach als normale Stimme gesprochen, kein Nuscheln, kein brabbeln, kein Dialekt. Der Durchhörbarkeit hilft das sehr. Allerdings gehen lustige Phrasen, wie „Der Krieg hat einen komischen Kauz aus ihm gemacht!“, die Joanne K. Rowling sicherlich nutzt, um die Beschränktheit der Dorfbewohner darzustellen, komplett unter. Sowas kann Beck einfach besser und überspitzter darstellen.
Im Anwesen der Riddles stellte von Manteuffel für mich einen deutlich stärkeren Dialog dar. Franks Gedanken werden klar und deutlich gelesen. Wurmschwanz wirkt feige, unsicher und nervös und Voldemort wirkt entschlossen, aber geschwächt.
Im direkten Vergleich gefällt mir hier von Manteuffels Darstellung besser als die gewohnte von Beck. Das kann auch am alter liegen, schließlich war ich 13, als ich diesen Band auf Kassette im Walkman hörte und bin heute mehr als doppelt so alt. Ich genieße es gerade, wie von Manteuffel die Potter-Geschichten wie einen Erwachsenenroman liest, was der Stoff nun auch mittlerweile für mich geworden ist. Es wirkt, als wäre die von-Manteuffel-Version mit mir gealter, wo die Beck-Version vor fast 20 Jahren stecken geblieben ist.
Rezension Rufus Beck
Becks Interpretation zu kritisieren, ist schwer für mich. Es ist ein wenig, wie den eigenen Vater belehren zu wollen. Das Fühlt sich auch immer seltsam an. Dennoch fallen fast 20 Jahre später etwas die Schwächen der Beck-Lesung auf.
In manchen stellen spielt Rufus Beck einfach zu viel und liest dafür zu wenig. Das ihm das aber mittlerweile aufgefallen ist, können wir in aktuelleren Lesungen sehen. So hat Rufus Beck zum 20. Harry-Potter-Jubiläum noch einmal den Live-Leser gegeben und man merkt, dass auch er ruhiger geworden ist.
Die Kraft und die Imposanz mit der Beck die Rollen spielt und liest ist dennoch beeindruckend. Klar, Dobbys Kreischen kann einem die Trommelfelle überstrapazieren, dennoch ist die Darstellung an Kreativität und Liebe kaum zu übertreffen.
Rezension von Manteuffel
Felix von Manteuffel scheint nicht so nah an den Charakteren zu sein, dafür ist er deutlich mehr in der Szene. Seine Stimmenmodulation ist situativ fast perfekt. Ist eine Szene beklemmend, flüstert er (in Rolle und als Erzähler), ist eine Stimme freudig, freut man sich mit ihm. Professoren, Mysteriumsangestellte und Eltern zu sprechen fällt ihm unheimlich leicht, außerdem ist er ein wunderbarer Erzähler.
Nur wenn sich die (kindlichen) Protagonisten wie Harry, Hermine oder Ron aufregen und brüllen, klingt von Mannteufel mehr wie das Rumpelstielzchen, als wie der schüchterne Zauberlehrling, der endlich aus sich herauskommt.
Für Figuren wie Hagrid oder Sirius ist seine Stimme manchmal etwas zu hoch und wird von ihm wenig in den Bass gezogen, dafür ist es bewundernswert, wie die Sprache bei solchen Figuren unsauberer wird: Endungen werden geschluckt, Worte nicht ganz gesprochen und all das ganz ohne in alberne Dialekte zu verfallen. Bei Figuren wie Dumbledore und Hermine zeigt von Manteuffel, dass er das Gegenteil auch beherrscht und sehr klar und sauber (aus-)sprechen kann.
Fazit
Natürlich haben beide Versionen Ihre Stärken und Schwächen. Wo die von-Manteuffel-Version nur halb so liebevoll wirkt, wie die Beck-Version, wirkt diese eben übetriebener und verrückter.
Ich denke, man sollte Kindern niemals die Lesung von Felix von Manteuffel anbieten, denn sie würden einschlafen. Genauso müssen Eltern aufpassen, ob sie die Interpretation von Rufus Beck im Zug hören sollten, oder damit ihre Sitznachbarn verängstigen.
Mit der Beck-Version bin ich aufgewachsen und diese werde ich auch nicht mehr hergeben. Jetzt, Jahre später, habe ich die von-Manteuffel-Version entdeckt und bin begeistert. Vor Jahren war mir diese noch zu öde, kann ich sie jetzt doch im Auto genießen und noch einmal ganz anders in die Geschichte eintauchen.
Kurzum: Ich bin froh beide im Schrank zu haben, denn mittlerweile möchte ich keine der beiden mehr missen.
Wo kann man die Hörbücher hören?
Sowohl die Ausgaben gelesen von Rufus Beck, als auch die von Felix von Manteuffel gibt es auf Amazon:
- Harry Potter gelesen von Rufus Beck, als Komplettbox, oder als einzelne Ausgaben
- Harry Potter gelesen von Felix von Manteuffel als Komplettbox, oder als einzelne Ausgaben
Außerdem gibt es beide Ausgaben auf Audible:
- Harry Potter gelesen von Rufus Beck auf Audible
- Harry Potter gelesen von Felix von Manteuffel auf Audible
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