Keiner von uns hat vermutlich jemals ein Harry Potter Buch gekauft und gedacht „Das wird mal richtig wertvoll.“ Eher im Gegenteil: Wenn ich heute meine ersten Harry Potter Bücher sehe, denke ich: „Bei Merlins Bart, wo ihr schon überall wart.“ Meine Ausgabe von Kammer des Schreckens wird nur noch vom Einband zusammengehalten. Sie war mit auf Klassenfahrt, am Strand und im Stadtpark. Meine Ausgabe von Der Gefangene von Askaban hat mit mir Silvester gefeiert und unter meinem Kopfkissen im Doppelstockbett geschlafen.

Heute hört man jedoch immer wieder von Rekordpreisen, die für Harry Potter Bücher erzielt werden. Bei Auktionen soll es $50.000 und mehr für eine Ausgabe von Harry Potter und der Stein der Weisen geben. Das stimmt auch. Welche Bücher das sind, welche Ausgaben besonders gesucht sind und welche vielleicht selten, aber dennoch nicht wertvoll sind, erfahrt ihr hier.
Im Vorherein sei gesagt: Ich müsst euer Regal nicht auf links krempeln um eine Ausgabe zu finden. Vermutlich wüsstet ihr es schon, wenn ihr ein wertvolles Stück zuhause hättet, da ihr sehr früh dran gewesen wärt beim Kauf der Bände. Außerdem: Normalerweise brauchen Bücher zwischen 50 und 100 Jahren um richtig wertvoll zu werden. Bei Harry Potter Büchern ging das etwas schneller. Aber auch hier erklären wir euch nun das „Warum?“.
Signierte Ausgaben
Harry Potter Ausgaben, die auch nur einmal in der Nähe von J.K. Rowling haben, haben einen nicht unbeträchtlichen Wert. Britische und Amerikanische Originale haben da noch einen deutlichen Vorsprung vor Deutschen Ausgaben.
Dazu gibt es noch eine Faustregel zu beachten: Oft sind erste Auflagen und erste Ausgaben bei anderen Sammelgebieten die wertvolleren. Nicht (immer) so bei Harry Potter Büchern. Die Signierstunden, die Anzahl der zugelassenen Besucher bei Lesungen und die Lesereisen wurden mit Anstieg des Hypes immer seltener. Ist J.K. Rowling noch in den ersten Jahren zusammen mit Rufus Beck durch Deutschland getourt, hat man sie hierzulande ab Band 4 eher selten gesehen.
Bei unsignierten Ausgaben verhält es sich jedoch tatsächlich andersherum. Denn es gibt mehr Sammler von Band 1 als von den anderen Bänden. Da die Nachfrage den Preis bestimmt, sind bei Standardausgaben die ersten Bände of wertvoller.

So auch die Veröffentlichungpartys: Bei Band 4 gab es noch Veranstaltungen bei denen J.K. Rowling persönlich Bücher an Kinder übergeben hat und diese gleich mit unterzeichnete. Bei Band 5 wurde das schon weniger und es gab nur vereinzelte Veranstaltungen bei denen wenige Fans die Chance bekamen, in die Nähe der Autorin zu kommen. Bei den Bändern 6 und 7 wurde dies noch weniger. Hier wurden schon nur wenige hundert Besucher zu Release-Feiern zugelassen.
Bei signierten Ausgaben gilt also: Hat man eine Erstausgabe vom ersten Band mit Rowling-Signatur, besitzt man so etwas wie den heiligen Gral der Pottercollector; nah dran kommen vom Wert aber direkt Ausgaben vom Orden des Phönix, dem Halbblutprinzen oder den Heiligtümern des Todes.
Seltene Ausgaben aus den ersten Jahren
Wie gesagt, englische und amerikanische Ausgaben von Band 1 sind unglaublich wertvoll. Gerade, weil zu Beginn der Reihe keiner an den Erfolg der Potter-Reihe glaubte, gab es unheimlich kleine Auflagen. So umfasst die britische Erstauflage von Harry Potter und der Stein der Weisen nur schlappe 500 Exemplare. Bedenkt man jetzt noch , dass es sich um ein Kinderbuch handelt und einige der Exemplare mit Kakao besprenkelt, im Sandkasten verloren oder in der Schule liegen gelassen worden, kann man sich vorstellen, das nur wenige gut erhaltene Exemplare da draußen überlebt haben.
Dazu kommen noch so wahnwitzige Seltenheiten wie Presse-Bände. Das sind Vordrucke der Bücher, die teilweise nicht fertig gestellt sind oder noch nicht bei der Korrektur waren. Diese werden schnell, mit schlichten Einbänden an die Presse versandt, um die Literaturkritiker schon einmal zu überzeugen, damit sie Lobgesänge verfassen können, bevor das fertige Werk auf den Markt kommt. Davon werden oft nur wenige hundert gedruckt und da sie mehr Arbeitsmittel als Sammlerstück waren, landen einige davon im Archiv, im Müll oder im Schredder. Auch hier kommt das Kinderbuchvorurteil zu tragen, da gerade Jugendliteratur selten im Feuilleton besprochen wird.
Seltene deutsche Ausgaben
Deutsche Erstausgaben erkennt man gut an den Fehlern, die sich in der Übersetzung verstecken. Dass Hagrid in frühen Ausgaben aus dem Carlsen Verlag sein Motorrad noch „vom jungen Schwarz“ hat, der erst später zu Sirius Black wurde, dürfte vielen bekannt sein. Das Neville jedoch im neunten Kapitel von Band eins nicht seinen englischen Nachnamen Longbottom tragen durfte, sondern der eingedeutscht wurde und plötzlich sehr unhöflich Lahmarsch hieß, ist einer der weniger bekannten Fehler.
Solche Ausgaben sind zwar heute oft gesucht, jedoch dennoch meist nicht wertvoll. So kann man solche Editionen schon unter 10€ bekommen und nur sehr gut erhaltene Werke sind besser zu verkaufen (die ohne Kakao und Sand drin).

Es gibt auch ein paar seltene Ausgaben, die man zwar nicht mehr so oft sieht, die aber dennoch nicht unheimlich teuer werden. Sie im Regal zu haben, dürfte trotzdem etwas besonderes sein. Die „Erwachsenenausgabe“ der Harry Potter Bände können im ungelesenen Zustand 300-400€ kosten. Auch hier gilt: Harry Potter und der Stein der Weisen und Harry Potter und die Kammer des Schreckens sind eher häufiger zu finden. Viele Eltern haben dann aber das Interesse verloren, oder einfach die Kinderversionen gelesen, sodass die Bänder 3 bis 7 eher seltener sind.
Auch Bertelsmann-Club-Ausgaben, die als Lizenzprodukte entstanden sind eher seltener. Eine beliebte Variante ist Harry Potter und der Stein der Weisen mit dem alternativen (eigenen) Cover. Später kamen dann Ausgaben mit Carlsen-Cover in einer Box. Die sieht man schon öfter, aber eben nicht so oft, wie die Carlsen-Ausgaben.

Zu Jubiläen gab es immer wieder Box-Sets oder Einzelausgaben, deren Cover man fast gar nicht mehr sieht. Findet man die in guten Zustand, kann man schon über 50€ pro Band hinblättern müssen. Dazu kommt eine wunderschöne Box, die man eher seltener gesehen hat, die auch Softcover-Ausgaben besteht. Da Softcover schwerer zu pflegen sind, sollte man hier zuschlagen, wenn man eine gut erhaltene Ausgabe findet.
Internationale Ausgaben mit besonderem Charm
Harry Potter a Kámen mudrcu klingt fremdländisch und ist es auch. Gleichzeitig ist es aber der Beweis, dass man nicht in die Ferne schweifen muss, um skurrile und seltene Ausgaben zu finden. Denn in dieser tschechischen Ausgabe von Harry Potter und der Stein der Weisen hat man sich beim Cover nicht viel Mühe gegeben. Ja, man hat verstanden, dass Harry in mitten von Zauberern auf einem Stuhl einen sprechenden Hut auf den Kopf bekommt. Doch das alle Spitzhüte tragen, hat man dem Illustrator nicht verraten. So kam es dazu, dass in dieser Ausgabe Harry einen Zylinder auf den Kopf bekommt (leider ohne Kaninchen). Aber der zweiten Auflage wurde dies korrigiert und so kommt es hier zum Sammlerwert. Bei gutem Zustand kann man hier schon mal 200 – 500€ auf den Flohmarkttisch legen müssen.
Harry Potter e la pietra filosofale ist die italienische Ausgabe von Harry Potter und der Stein der Weisen. Doch was man sich bei diesem Cover gedacht hat, kann einem wohl nicht mal der Illustrator verraten. Die berühmte Szene, in der Harry Potter mit einem Rattenhut und einer dösenden Ratte gemeinsam Schach spielt, ist mir irgendwie entgangen. Doch das ist gar nicht das, was dieses Buch so besonders macht, denn dieses Cover wurde in Italien noch viele Jahre gedruckt. Wertvoll wird eure italienische Ausgabe, wenn sie an der ersten Auflage stammt, in der man schlicht vergessen hat, Harry eine Brille aufzusetzen. Als das herauskam schaltete sich der englische Verlag ein und das gleiche Cover wurde noch einmal mit Brille erstellt. Hierzulande werden dafür 500 – 2000€ verlangt und das, obwohl man eine Brille weniger bekommt als in der deutlich günstigeren Zweitauflage.

Harry Potter auf Isländisch ist auch in einer Ausgabe ziemlich wertvoll. Nicht nur, dass hier das wohl skurrilste Cover gewählt wurde, Harry irgendwie verdroschen aussieht und aus irgendeinem Grund eine Hufflepuff-Krawatte trägt, nein, man hat beim Cover auch noch einen Fehler gemacht. Anstatt J.K. Rowling zu drucken, war man auf der Insel im Norden der Meinung, die Autorin würde Joanna Rowling heißen. Wie man sich denken kann: Fehler werden irgendwann entdeckt und ausgemerzt, also sollte man zugreifen, wenn man ein Joanna-Buch findet.
Harry Potter und der Kristallschädel? Harry Potter und Tempel des Todes? Kommt euch nicht bekannt vor? Klar, war ja auch ein amerikanischer Professor und kein britischer Zauberschüler, der diese Abenteuer erlebte. Dennoch fühlten sich ungarische Cover-Designer von Indiane Jones inspiriert, als sie das magyar Cover von Harry Potter entwickelten. Da die Logos sich so ähnlich sind, wurde dieses Buch gehypt und ist heute zwischen 30 und 100€ zu finden. Also haltet Ausschau nach Harry Potter és a bölcsek köve.
Harry Potter Хари Потер – also Harry Potter auf Mazedonisch – gehört zu den super-raren Büchern. Die Bänder 1 – 4 sind hier betroffen, denn da wurde ein Verlag gewählt, der die ersten Bände nur in Softcover auf den Markt brachte. Guterhaltene Bücher liegen hier zwischen 800 und 1500€. Band 5 – 7 wurden dann von einem anderen Verlag als Hardcover aufgelegt und die Bänder 1 – 4 nachgeschoben. Diese Bücher lassen sich manchmal noch neu erstehen und sind nicht so selten. Bei Mazedonisch muss man also unbedingt darauf achten, Band 1 – 4 als Softcover zu erlangen.

Neu in die Reihe hinzugekommen dürfte Harry Potter un der filosofisher shteyn sein. Dabei handelt es sich um den ersten Harry Potter Band auf Jiddish. Wie bereits vorgestellt, war die erste Auflage von 1.000 Stück in 48 Stunden ausverkauft. Das riecht schon sehr nach zukünftigen Sammlerstück.