Man kann von Gilderoy Lockhart halten, was man will. Doch, auch wenn er als Blender, Betrüger und Bluffer (“Drei mal schnell, George!”) in die Annalen der Hogwarts Schule für Hexerei und Zauberei eingegangen ist, gibt es Punkte, in denen der Bestsellerautor und Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste als Held bezeichnet, beneidet oder bedauert werden kann. Hier sind fünf Gründe, warum Gilderoy Lockhart zurecht fünffacher Preisträger der Auszeichnung für das Charmanteste Lächeln der Hexenwoche geworden ist.
1. Freud hätte seine Freude

Lockhart ist Sohn eines Muggels und einer Hexe. Neben ihnen gehörten zwei ältere Schwestern dem Haushalt an, in dem er aufwuchs. Da Lockhart der einzige Spross der Familie war, der die magischen Kräfte der Mutter geerbt hat, ergab sich eine Familiensituation, die Sigmund Freud sicher interessiert hätte. Der kleine Gilderoy war für die Mutter die Nummer Eins des Stammbaumes und bekam den größten Anteil an Liebe und Zuneigung. Wie auch Freud beschreibt, bildet sich in dieser frühkindlichen Phase ein starker Teil des späteren Bewusstseins aus.
So ist beinahe logisch, dass aus dem intelligenten kleinen Jungen ein Mann werden musste, der sich nach Anerkennung sehnt und sich für seine Heldentaten feiern lässt. Sich mit fremden Feder zu schmücken ist sicherlich nicht die eleganteste Art und Weise, für Lockhart aber, in seiner eigenen Auffassung, fast ein logischer Schluss.
Dabei das eigene Lächeln zu bewahren und nicht auch ohne Obliviate-Zauber schon frühzeitig durchzuknallen, hat sicherlich einen Preis verdient.
2. Mehr Klug als Hinterlistig – meint zumindest der Hut

Ob der Sprechende Hut immer ein guter Berater ist, ist sicherlich umstritten. Wer hätte bei Neville Longbottoms gedacht, dass seine Zuordnung in ein Haus Gryffindor, das für Mut steht, die besser Entscheidung ist, als ihn zum Hufflepuff zu machen und damit seinen Hang zur Loyalität und Pflanzenliebe zu stärken. Oder könnte man sich eine Hermine Granger nicht auch gut in Ravenclaw vorstellen, wo Intellekt gefordert ist?
Nun ja, auch bei Gilderoy Lockhart war sich der Hut nicht sofort einig und hat zwischen Slytherin und Ravenclaw geschwankt. Lockhart kam schließlich ins Haus, das für Intelligenz, Scharfsinnigkeit und Klugheit steht. Dass er ein guter Schüler war, bestätigt diese Entscheidung, obwohl er ein noch besserer hätte sein können, wäre ihm nicht in den ersten Jahren auf Hogwarts bewusst geworden, dass er nicht der leuchtende Stern ist, für den er sich hält, sondern einer von vielen klugen Schülern.
Dass sich der Hut jedoch für Ravenclaw entschied und nicht für Slytherin, dessen Hauswerte Findigkeit, Gerissenheit, Ehrgeiz und Selbsterhaltungstrieb sind, spricht für die Qualitäten, die der Hut in ihm sah. Eine gute Hutentscheidung bringt sicherlich ein charmantes Lächeln mit sich. Fünfzig Punkte für Ravenclaw!
3. Vom Musterschüler zum Bestsellerautoren

Mal davon abgesehen, wie Gilderoy Lockhart an die Geschichten für Werke wie Tanz mit einer Todesfee, Gammeln mit Ghulen, Ferien mit Vetteln oder Trips mit Trollen, gekommen ist, den Erfolg kann man seinen Werken nicht absprechen. Viele Geschichten der Weltliteratur haben ein reales Vorbild und lassen Realität und Fiktion verschwimmen, auch in der Muggelliteratur. Auch andere Autoren von Bestsellern gelten als nicht sonderlich angenehme Zeitgenossen. Vielleicht braucht Kreativität sogar etwas Wahnsinn im Hirn um ein Meisterwerk abzuliefern.
Dass Lockharts Bücher also Bestseller geworden sind, sollte auch uns ein charmantes Lächeln abringen.
4. Vom Autoren zum Lehrer

Die Beweggründe Dumbledores, Gilderoy Lockhart als Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste zu engagieren und ihn somit zum Nachfolger von Quirin Quirrel und zum Vorgänger von Remus Lupin zu machen, mögen umstritten sein. Dass Hogwarts mit der Besetzung dieser häufig vakanten Stelle Probleme hat, mag offenkundig sein. Ob Dumbledore tatsächlich seine Schüler als Lockvögel nutzen wollte um einen Betrüger zu entlarven, sollte uns zumindest zu denken geben. Was in dieser Situation jedoch Lockhart zugute gehalten werden sollte, ist, dass er die Stelle angetreten ist, obwohl er sich seines Könnens offenbar bewusst ist.
Es gehört schon Mut dazu, eine Klasse unterrichten zu wollen, obwohl man nicht einmal mit Wichteln klar kommt. Dass die nur der Selbstdarstellung dient, oder gar fahrlässig ist, sei dahingestellt. Mut jedoch, ringt uns ein charmantes Lächeln ab.
5. Sein Zauberstab spricht für ihn

Gilderoy Lockharts Zauberstab besteht aus Kirschholz, mit Drachenherzfaser-Kern und ist neun Zoll lang. Kirschholz ist kein häufiges Zauberstabholz, jedoch in Japan sehr hoch angesehen. Ein Zauberer mit Kirschholzstab gilt als geschickt und mächtig, was auch daran liegen dürfte, dass dem Holz eine besondere (tödliche) Macht zugesprochen wird. Auch Drachenherzfaser ist eines der Materialien, die für Stärke sprechen. Alles in allem hat Gilderoy Lockhart also eine mächtige Kombination im Zauberstabholster.
Tragisch, dass die Kombination eigentlich für einen Magier mit einem starken Geist sprechen, wo wir doch alle das Schicksal dieses Zauberers kennen. Dennoch ist uns das ein charmantes Lächeln wert.
Man sieht also, auch wenn es einen etwas verrückten und doch zielstrebigen und mächtigen Kern hinter der charmanten Schale gibt, auf die so viele Hexen hereingefallen sind, stand das charmante Lächel Gilderoy Lockhart immer gut zu Gesicht.