Mysteriumsabteilung

Emma Watson im Gespräch mit Friedensnobelpreisträger Dr. Denis Mukwege über Missbrauch von Frauen

Wir bei der Mysteriumsabteilung möchten nicht nur in der Wizarding World von Rowling bleiben, sondern auch auf die Personen blicken, die dabei geholfen haben aus den Büchern eine geliebte Filmreihe zu machen: Den Leuten vor und hinter der Kamera.

Früher im Mai 2019 traf sich Emma Watson auf der Bühne des Emmanuel Centres in London mit Dr. Denis Mukwege und sprach mit ihm öffentlich über Frauenrechte und wie wichtig es ist, Opfer von sexueller Gewalt zu behandeln.

Die New York Times veranstaltete in Zusammenarbeit mit How To: Academy das Gespräch. Ziel ist es, der Öffentlichkeit dabei zu helfen die momentanen Probleme weltweit besser zu verstehen, indem man „New York Times Journalisten und führende Figuren auf verschiedenen Feldern zusammenführt, um den erdrückenden Drang die Welt zu verändern, genauer zu untersuchen.“

Wir haben das Ereignis für euch mal zusammengefasst und übersetzt. Der Originalbericht stammt von Leaky Cauldron Autorin Emma Pocock, welche vor Ort war.

Zunächst wird der Friedensnobelpreisträger von 2018 Dr. Denis Mugwege von Ellen Barry (einem Korrespondenten der New York Times in London) als ein „lebender Heiliger“ vorgestellt.
Seit Dr. Mugwege 1999 das Panzi Hospital in der demokratischen Republik Kongo (DRC) gründete, haben er und sein Team das Leben von über 50.000 Missbrauchsopfern durch seine Arbeit als weltberühmter Gynäkologe verändert.
Dr. Mukwege behandelt nicht nur körperliche Wunden – das Panzi Hospital bietet seinen Patienten auch juristische, rentable und psychosoziale Dienste und Unterstützungen.

Emma [Watson] hat in der Vergangenheit mehrfach mit Dr. Mukwege zusammengearbeitet und bevor sie sich hier mit ihm traf, nahm sie am G7 „Gender Equality Advisory Council“ in Paris teil. Dieser Rat wurde als „Ergänzung“ des  G7 (eine Gruppe der 7 bedeutendsten Industrienationen, die sich regelmäßig zu einem Gipfeltreffen zusammenfinden) im Februar gegründet.

Auf der Bühne sprachen die beiden UN Botschafter (falls es euch entgangen ist, Emma Watson ist UN Botschafterin zur Gleichstellung der Geschlechter) offen über ihre Ideen, Meinungen und Erfahrungen, wobei Emma sichtlich davon ergriffen war, was für Schrecken Dr. Mukwege sehen musste, von den Leuten, die ihn inspirierten und von seinen Botschaften, die er mit anderen teilen möchte, um eine gleichberechtigte Welt zu schaffen.

Während er von den erschreckenden Verletzungen sprach, die er bei seinen Patienten feststellte, erklärte Dr. Mukwege, dass er realisierte, dass diese brutalen Angriffe auf Frauen nicht nur die Tat eines „verrückten Mannes“ waren, sondern eine kalkulierte, grausame und politische Botschaft, um Terror unter den Bürgern zu säen.
Sexueller Missbrauch wurde als Waffe im Krieg benutzt und Dr. Mukwege sah seine Arbeit darin, den Überlebenden nach einer so traumatischen Erfahrung dabei zu helfen, wieder zu sich selbst zu finden. Hierbei betonte er nochmal, dass viele seiner Patientinnen Kinder und sogar Babies waren und nicht jede Operation/Behandlung konnte ihnen dabei helfen, sich vollständig zu erholen – besonders im psychologischen Bereich.
Über die Arbeit an sich und wie er noch weitermachen kann, wenn er jeden Tag die Opfer solchen Horrors sieht, sagte er, dass es ihn besonders getroffen hat mit seinen Patienten über ihre Zukunft zu reden. Bei seiner Arbeit und den Operationen geht er haargenau vor und er versucht den angerichteten Schaden so gut es geht zu beheben, damit die Frauen und Mädchen so schnell wie möglich „weitermachen“ können.
Oft vollführt Dr. Mukwege pro Tag 10 Operationen.
Er sagt, da er selbst 4 Töchter hat, ist er besonders über die Sicherheit von Frauen und Mädchen besorgt. Da er selbst gesehen hat, was seinen Patienten angetan wurde, hat dies auch die Beziehung zu seinen Töchtern verändert, da er Angst um sie hat.

2012 wurde Dr. Mukwege angegriffen, seine Familie mit einer Waffe bedroht und sein Freund und Bodyguard Joseph Bizimana bei dem Versuch in zu ermorden getötet. Mutmaßlich waren Dr. Mukweges Aussagen über den 16 Jahre andauernden Konflikt seines Landes bei der UN dafür ausschlaggebend. Dort verlangte er nämlich, dass die Verantwortlichen für die Gräueltaten zur Rechtschaffenheit gezogen werden würden.

Watson fragte ihn, was ihn in dieser dunklen Zeit dazu bewegte weiterzumachen und er sprach über den Einfluss, den seine Arbeit auf die auswirkt, die von ihm abhängen

Was mich weitermachen lässt ist die Stärke der Frauen. Ich fand heraus, wie stark Frauen sein können, wie Frauen neu anfangen können und wie sie Hoffnung für unsere Menschheit geben können.“

Er wurde außerdem über seine Meinung zur #MeToo Bewegung gefragt:

Es ist wichtig für mich, für Frauen, dass Frauen sich äußern. Sein Schweigen brechen ist eine starke Waffe gegen Vergewaltigung – in jeder Hinsicht.
[…]Diese Bewegung ist wirklich etwas und wir sind auf dem Weg sexuellen Missbrauch zu beenden […] Es gibt die Situation, in der sich Frauen schuldig fühlen, auch wenn sie die Opfer sind und das schützt die Täter mehr als die Opfer. Ich möchte den Frauen hier sagen: Öffnet euch! Seid stark! Durchbrecht die sozialen Normen und legt los! Es ist nicht euer Fehler, das müsst Ihr verstehen.
Ihr sollt euch nicht deswegen schuldig fühlen, was euch passiert ist. Ich unterstütze diese Bewegung zu 100%.

„Du bist mein Held“ entgegnet Emma Watson ihm.
Dr. Mukwege lächelt und antwortet „Du bist meine Inspiration. Ich träume davon, dass die Frauen in meinem Land dastun, was du tust.

Gegen Ende des Gesprächs fragte Watson ihn, was jeder von uns tun kann, um die Gleichgültigkeit zu bekämpfen:

Wenn man sich die Geschichte der Menschheit anguckt und wenn die Menschen sich dazu entscheiden gleichgültg zu handeln, dann sind die Konsequenzen verdammt groß. Für mich ist Gleichgütligkeit eine der schlimmsten Eigenschaften, die ein Mensch haben kann. Es kann helfen, wenn man sich selbst die Frage stellt: „Was kann ich selbst für Andere tun? Wie kann ich Andere unterstützen?“ Die Antwort für mich ist es, die Liebe zu wählen.

Daraufhin stellt er Watson die gleiche Frage nach ihren Ansichten als Schauspielerin und Aktivistin. Sie entgegnete:

Ich würde gerne das nachklingen lassen, was du gesagt hast, dass es einfach ist sich zu denken, dass solche Dinge in einer weit entfernten Ecke der Welt passieren, die man nie besuchen oder sehen wird – in einer Gesellschaft, zu der wirnicht gehören.
Aber die letzten UN Statistiken zeigen, dass fast jede dritte Frau eine Form sexuellen Missbrauchs in ihrem Leben erfahren hat/wird – das wäre ein gesamter Teil hier im Raum. Das ist massiv und kein Thema, das uns nicht irgendwie berührt. Das wird es irgendwann einmal und das ist schrecklich. Ich denke, dass es eine eigenartige Akzeptanz der Frauen gibt, dass sie sich nie wirklich sicher in unserer Gesellschaft, unserer Gemeinde fühlen werden, als wäre es einfach eine Tatsache –  das ist etwas, das wir akzeptieren. Ich denke aber, dass wir so etwas nicht akzeptieren müssen. Ich denke, es gibt Wege, wie man leben und sein kann. Darüber hinaus denke ich, dass wir es verdienen. Wir müssen es verlangen – wir müssen an so eine Welt glauben!

Daraufhin teilt Dr. Mukwege seine Gedanken über den momentanen Status in der Welt, wo er doch selbst die Konflikte aus erster Hand erfahren hat:

Ich las was um 1930 passierte. Wenn man sich heute die Medien anguckt, bekommt man den Eindruck, dass wir gar nicht darüber nachdenken, was in unserer Vergangenheit passierte. Man kann sehen, dass der Hass wieder zunimmt. Man bekommt den Eindruck, dass wir über diese Dinge sprechen, als wären sie normal – die Menschen schämen sich nicht Minderheiten zu beleidigen. Ich habe Angst davor, dass wir rein gar nichts gelernt haben, dass wir nicht genug davon haben, was im Krieg geschah.
Die Menschen reden jetzt darüber Mauern zu errichten, anstatt Brücken zu bauen. Ich denke, das ist gefährlich. Wir müssen klüger sein, um nicht die selben Fehler zu machen.

Am Ende fragte Watson Dr. Mukwege wer sein „Mentor“ war – eine Inspiration, die er immer mit sich herum trägt.
Nach kurzer Überlegung gab er eine perfekte Antwort: „Ich würde sagen, das ist meine Mutter.“

Wenn Ihr selbst herausfinden möchtet, wie ihr die Arbeit vonDr. Denis Mukwege und dem Panzi Hospital unterstützen könnt, schaut doch mal auf deren Homepages vorbei:
Mukwege Foundation und Panzi Hospital.

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